Die Maserung des Holzes ist klar zu sehen. Wie bei der Gitarre, sind die Linien des Holzes möglichst parallel, damit das Holz besser schwingt. Jedoch ist das Holt dicker, dadurch erscheinen die Töne fern. Man spürt und hört sie dennoch klar und deutlich. Das Holz ist mit rötlichem Lack bestrichen und mit Verzierungen versehen, die Lilien und tropische Blüten darstellen. Der Lack lässt das Holz glänzen, als würden Flammen auf der Maserung tanzen. Fein gebogene, glänzende Metallbögen sind durch Schnüre am Schaft befestigt, die die Töne kreieren. Der Schaft ist lang und in ihm sind viele kleine Metall-Seiten gesponnen, die jeden Ton exotisch wirken lassen. Die vielen Seiten können durch ebenso viele Schrauben gestimmt werden und lassen den Schaft nur noch umso breiter erscheinen. Indische Seiten werden fein und säuberlich gestimmt, dazu dienen dem Musiker kleine reich verzierte Stifte, die an den Seiten befestigt sind und oft Tiere darstellen, die die Nähe zur Natur darstellen sollen. Das Griffbrett ist allgemein viel länger und lässt viele melodische Variationen zu. Sa, Re, Ga, Ma, Pa, Re, Ni, Sa sind die Namen der Töne, die so wichtig sind. Der Runpf ist klein und rund geschwungen. Ohne den langen reich verzierten Schaft, hätte es die Form eines Balles. Man sitzt in einer bestimmten Stellung, um das Instrument halten zu können und auf dem rechten Zeigefinger trägt man ein spezielles Drahtgestell, das dazu dient einer der Hauptseiten anzuschlagen. Der rechte Daumen ist beim Spielen stets am Schaft zu fixieren und alle anderen Finger folgen den Bewegungen des rechten Zeigefingers. Kein angeschlagener Ton bleibt allein, er wird immer begleiten von einer Vielzahl von Tönen im Hintergrund. Sie können schnell klingen, verzaubern und reißen einen von der zu tiefst melancholischen Stimmung in den aller höchsten Sturm der Harmonie.
Ich spreche von dem Instrument Indiens, eines der Wahrzeichen und eines der ältesten Kulturgüter des so farbenfrohen und so lauten Landes. Schon das alte Hindureich soll von den tropischen und exotischen Klängen verzaubert worden sein. Heute trifft man es auf jedem klassischen Konzert der indischen Musik und was wahre Musiker mit diesem Instrument anstellen können ist nahezu unglaublich. Viele Kinder hier spielen es. Ihr wisst wovon ich spreche. Die Sitar.
Es ist Donnerstag. Morgens werden Hausaufgaben korrigiert. Mal wieder. Die englischen Zeitformen sind nicht so jedes Kindes Stärke. Die vierte Klasse ist gute und lernt fleißig. Bei der dritten wird noch experimentiert. Es kommt stets auf die Metodik an. Ich bin kein Lehrer, dennoch sehe ich eine Besserung, der, wenn nicht gar schwierigsten Klassen der Musikschule. Extraclass mit den Viertklässlern ist für uns alle immer Spaß pur. Im Anschluss die dritte Klasse, die am Tag meine meiste Energie raubt. Nicht aufgeben! Ich sehe kleine Erfolge und auch kleine Schritte führen zum Ziel. Mittagessen: Reis, Samba, Sabjé. Ich wasche mir meistens schonmal die Füße, denn nach der vierten Klasse bleibt nicht viel Zeit. Die vierte Klasse, gemeinsam mit Deepa, der neuen indischen Lehrerin: Natürlich! Englische Zeiten. Die Klasse gibt sich Mühe und knackt so langsam die Unterschiede. Öfters muss ich Deepa's Englisch verbessern. Die Stunde ist vorbei. Jemand schlägt mit einer großen Schraube gegen das Stück Schiene der indischen Eisenbahn, das die Schulglocke symbolisiert. Ich muss schnell den Klassenraum verlassen, denn es wird Zeit. Schnell in mein neues , eigenes Zimmer. Kleiner Rucksack, Stoffbeutel, Ganesh-Tasche und Notizbuch. Geld habe ich immer schon in meiner Ganesh-Tasche. Schuhe angezogen und auf geht’s. Achja! Meine Softshelljacke! Es könnte kalt werden heute Abend. Es geht runter ins Dorf, wo ich mir noch eben eine Coke oder ähnliches kaufe, dann mit dem Bus nach Dharwad.
Ich klingel an der Tür. Nicht viele Häuser haben Klingeln. An einem kleinen Schild rechts neben der Tür steht in goldener Schrift: „Hameed Khan – Sitarist“ Die Tür geht auf. Mein Lehrer steht vor mir, erblickt mich, lächelt und sagt „Ah!“. Er deutet auf die gewundene Treppe, außen am Haus, die für Besucher oder Schüler in den zweiten Stock führt. Mr. Khan bisitzt ein eigenes Musikzimmer, das ausschließlich zum üben gedacht ist. Neben fünf Sitars in einem Regal stehen in dem Raum noch drei bis vier Tablas, zwei Harmonien, eine Gitarre, eine Musikanlage und zahlreiche Bücher. Der Raum ist sehr schön, da die Wände überwiegend aus Fenstern bestehen, die mit typisch indischen Mustern verziert sind. Es ist sehr ruhig in der Nähe des Hauses, was einen entspannt und auf die kommende Musik einstimmt. Hameed Khan hat auch Söhne, die alle älter als ich sind und auch schon Sitarspieler sind. Wenn ich eintreffe, sind sie manchmal im Musikraum und üben, verlassen aber mit einem freundlichem Lächeln den Raum, sobald ich eintrete.
Durch den sehr persönlich Unterricht bekommt man einen tiefen Einblick in die indische Kultur und in die indische Musik. Man lernt noch mehr Instrumente klingen, die alle sich in ihrer Spielweise, Form und Klang unterscheiden. Durch den Unterricht habe ich auch die Möglichkeit Freunde meines Lehrers kennenzulernen, die aus vielen verschieden Ländern kommen. Beispielsweise war im letzten Monat ein Franzose zu Gast, der schon seit achtzehn Jahren nach Indien kommt, um der indischen Musik nahe zu sein.
Ich hoffe es geht euch allen gut. Die Tage in Deutschland werden ja nun auch immer länger und es wird bald auf den Frühling zugehen. Meine Familie wird im April kommen und wir werden zusammen Kerala, Hampi und Dharwad bereisen.
Ansonsten: Bis Bald und alles Gute!
Julius
die sitar ist eines der geilsten instrumente, das jemals erfunden wurde!
AntwortenLöschenich freue mich schon jetzt darauf dich "live" spielen zu hören!
allerbeste grüße
ralf
ist das dein sitar lehrer?
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=5MkguDzYlRs&feature=results_video&playnext=1&list=PLDBC063CC9936F220
Ja! :D
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