Samstag, 31. Dezember 2011

Frohes Neues Jahr!


Vor einem Jahr sagte man zu mir: "Das Jahr 2011 wird ja sehr ereignisreich fuer dich werden!" Zurueckblickend stimme ich dem voll und ganz zu!
Ansonsten fasse ich mich kurz: Das indische Silvester ist alles andere als langweilig! Fuer Munition ist gesorgt! Die Kanonen und der Feuermeister namens Julius liegen in den Startloechern! Die indischen Trommeln singen! Der Countdown laeuft fuer ein, hoffentlich, erfolgreiches Jahr!
Ein frohes neues Jahr euch Allen und alles Gute!

Julius

Montag, 26. Dezember 2011

Wir bleiben stumm

Zur Begrüßung führt man die Hände an der Brust aneinander. “Namasté!“
“Where are you from? “
“I come from Germany. “
“Hah, Germany.” Man hat keine Ahnung, wo es liegt.
“What is your name?”
“My name is Julius.”
“Are you marriage?”
“No, I’m not.”
“How old are you?”
“Twenty.”
“What? Twenty? You are so young?”
Ja, ich bin zwanzig. Bin ich immer noch jung? Meine Kindheit ist vorbei. Dennoch kann ich glücklich sein, dass ich in Deutschland groß geworden bin. Es lässt sich wirklich sagen, dass ich sorglos aufgewachsen bin. Hier in Kalkeri verläuft die Kindheit ganz anders. In der Schulzeit lebt man in der Schule. Man isst jeden Tag Reis und freut sich, wenn es Besonderheiten wie Kartoffeln, Brot und Eier gibt. Man steht um halb fünf auf und beginnt mit seinem Instrument zu üben. Nach dem Frühstück folgt der Unterricht, der bis zwanzig vor fünf geht. Danach hat man neunzig Minuten frei. Anschließend werden die Hausaufgaben gemacht, man isst zu Abend, guckt manchmal noch einen Film in der Yogahall und geht schließlich schlafen. Dies ist der Tagesablauf eines Kindes von Montag bis Samstag. Der einzig freie Tag ist Sonntag. In den Ferien fährt man nach Hause zu seinen Familien, was nicht bedeutet, dass man frei hat. Es wird gearbeitet. Viele Eltern der Kinder betreiben eine Farm und dort muss täglich ausgeholfen werden. Oft sind die Kinder froh, wenn sie wieder in die Schule dürfen.
Nun die deutsche Version: Der Wecker klingelt um zehn nach sechs, manchmal auch um neun oder zehn. Man geht ins saubere Badezimmer und kommt sauber heraus. Der Frühstückstisch ist gedeckt mit Toastbrot, Brötchen, Croissants, Marmeladen, Honig, Nutella, Kaffe, Kakao, Milch, Salami, Käse und nicht zu vergessen mit sauberem Besteck und sauberen Tellern. In der Schule sitzt man auf Stühlen und an sauberen Tischen. Das Essen aus der Kantine wurde absolut hygienisch behandelt und es wird genauso viel angeboten, wie morgens am Frühstückstisch. Die Schule endet durchschnittlich zwischen eins und zwei und der Unterricht wird von ausgebildeten Lehrern getragen, die pädagogisch eine besondere Ausbildung an der Universität hatten. Nachmittags kommt man nach Hause und schmeißt den Schulkram, im eigenen Zimmer, in die nächste Ecke, um sich einem Buch und der Musik aus der Stereoanlage zu widmen. Von der Vielfalt beim Mittagessen fang ich gar nicht erst an. Letztendlich opfert man dem Lernen für die Schule nur noch dreißig bis sechzig Minuten. Im Urlaub geht es hinaus in die Welt. Wie man seine Freizeit gestaltet, ist natürlich von Person zu Person abhängig, dennoch ist es klar, dass man dabei jeden erdenklichen Luxus genießt und gar nicht lernt die kleinen Dinge im Leben zu schätzen.
Eigentlich wollte ich von etwas ganz anderem schreiben. Nämlich davon, dass ich selbst merke, wie ich von Tag zu Tag offener werde. Aber wenn ich nun genauer über den ersten Teil meines Textes nachdenke, dann fällt mir auf, dass mich genau diese Erkenntnisse verändern. Ebenso ist mir klar geworden, dass die kleine Schule, in der ich lebe, mir mehr geben wird, als ich ihr jemals im gesamten Jahr geben könnte. Es ist einerseits schwer das einzusehen, andererseits bin ich nicht der erste Freiwillige hier und den anderen wird es nicht anders ergangen sein.
Vielleicht ist es auch der Unterricht, der mich so verändert. Ständig arbeitet man mit den Kindern, die kaum etwas besitzen, außer ihren großen Charakter, auf ein gewisses Ziel zu. Es ist ein ganz anderes Lernen, im Gegensatz zur Schule. Ich glaube, dass das Unterrichten hier mir später auch sehr in der Universität helfen wird. Man arbeitet in einer gewissen Weise nun wissenschaftlich, da ich selbst herausfinden muss, wie Kinder am besten eine fremde Sprache lernen. Hinzu kommt, dass man auch die fremde Kultur und die sozialen Umstände berücksichtigen muss.
(Ab hier sieht mein ä, ö und ü so aus: ae, oe, ue, denn ich schreibe ab hier mit einem englischen Laptop. Wie ihr sicherlich mitbekommen habt, habe ich lange nichts mehr geschrieben. Das lag nicht daran, dass ich keine Lust mehr auf Schreiben hatte, sondern, dass mein Windows den Loeffel abgegeben hat! Mein Computer liegt also momentan im Koma. Allerdings erwarte ich eine neue Windows CD, die dann hoffentlich meinen Computer wieder zum Leben erweckt. Und nun zurueck zum dem was ich euch vor ca. Zwei Monaten schreiben wollte...)

Man stellt sich nach nun fasst fuenf Monaten viele Fragen, unter anderem nach dem Sinn meiner Arbeit. Ich meine dabei allerdings nicht den Sinn meiner Arbeit, der meiner Schule nutzt. Natuerlich ist es nicht leicht und vielleicht auch nicht moeglich einen hoeheren Sinn in all Dem hier zu finden. Man denkt allgemein viel ueber die erlebten Dinge nach und dabei erscheint einem das Leben oftmals sehr klein und kurz. Ein Beispiel, das vielleicht etwas schwachsinnig ist, womit man sich aber durchaus beschaeftigt: Ich verbringe ein Jahr in Indien. Der Durchschnittsmensch hat ungefaehr 75 Lebensjahre zur Verfuegung. Wenn ich nun ueber das gesamte Leben eines Menschen nachdenke, dann erscheint mir dieses eine Jahr schon als ein ziemlich grosser Teil. Das ist sehr philosophisch und vermutlich auch sehr unverstaendlich. Aber diejenigen, die mir bis hierhin folgen konnten, werden vielleicht sich eine Vorstellung von dem Sinn meiner Gedankenwelt hier machen koennen. Dieses Jahr wird eine viel groessere Bedeutung fuer mein Leben haben, als ich es mir vorher je vorstellen konnte.
Vermutlich habe ich all die Gedanken ueber das „Warum?“, da ich taeglich sehr viele Eindruecke habe und es mir oft erscheint, dass ich viele gar nicht verarbeiten kann. Wenn ich wieder in Deutschland bin und mich jemand fragt: „Erzaehl mal was ueber Indien!“ Dann werde ich demjenigen wohl keine Antwort geben koennen. Alles was ich bewusst und unbewusst nun ueber das indische Leben gelernt habe, werde ich in meinem ganzen Leben nicht erzaehlen koennen. Auch nur einen kleinen Teil zu erzaehlen, wird mir nicht gefallen, denn wenn ich beispielsweise sage: „Ich bin oefters abends mit Sara und Frederic ins Dorf hinunter gegangen, um ein Omlet zu essen.“ Dieser Satz bedeutet so viel und umfasst viele Dinge, die ganz anders sind zum europaeischen Leben, sodass ich mich sehr unwohl fuehlen wuerde nur diesen einen Satz zu erzaehlen. Wie ihr merkt, ist es mir nicht moeglich euch eine richtige Vorstellung von meinen Erzaehlungen zu machen. Natuerlich werde ich euch dennoch von Indien erzaehlen!
Letztenendes werden wir Frewilligen uns gegenseitig nur wirklich verstehen. Denn den Indern ueber solche Themen zu erzaehlen macht keinen Sinn. Fuer jemanden, der in dieser Kultur aufwaechst, sind all die Erlebnisse meistens voellig normal und darin dann den Hintergrund meiner Gefuehle und Gedanken zu sehen ist praktisch unmoeglich. Aber vielleicht haette ich das von Anfang an erwarten muessen.

In der Zwischzeit ist sehr viel passiert. Um euch ein paar Stichpunkte zu geben: Neue Klasse, Olympische Spiele, Midyear Camp und Weihnachten. Ich werde nun versuchen euch so viel wie moeglich ueber diese Dinge zu erzaehlen.
Mein letzter Eintrag war ueber meinen Urlaub. Nachdem ich wieder gekommen bin, ging der Schulalltag wieder los und somit auch meine Englischklassen. Es gab aber eine kleine Aenderung. Ich unterrichte jetzt nicht mehr die fuenfte sondern die vierte Klasse. Sie ist ebenfalls sehr aufgeweckt, allerdings viel mehr leistungsorientiert. Somit macht der Unterricht sehr viel Spass. Ebenfalls hat sich auch was in der dritten Klasse getan. Ich unterrichte jetzt nur noch die leistungsstarken Schueler, da die Schule eine weitere indische Englischlehrerin eingestellt hat, die die schwachen Schueler meiner dritten Klasse uebernimmt, da sie Kannada versteht. Jetzt muss ich die leistungsstarken Schueler nur noch davon ueberzeugen, dass sie lestungsstark sind!
Am zehnten und elften Dezember fanden die olympischen Spiele fuer die Kinder statt. Es waren Spiele der absoluten Hoechstspannung und Dramatik! Es wurde um Gold, Silber und Bronze beispielhaft gekaempft. Die echten Spiele haetten es nicht toppen koennen. Sieger wurden gefeiert und Vielerer uebergaben sich den Traenen. Es waren die Spiele der Emotionen. Man pruefte sein Koennen in folgenden Kategorien: 100-Meter Sprint, 400-Meter Sprint, Hochsprung, Weitsprung, Coq-Fight und Special Race. Die Kinder bildeten Teams, wobei man fuer das Team Punkte sammelte, aber auch die Einzelwertung beruecksichtigt wurde. Zu gewinnen gab es Suessigkeiten und die Teams gewannen neue Sportsachen fuer die Schule. Das Special Race war der Hoehepunkt der Spiele. Es war eine umgewandelte Form des Platechecks, Eierlaufen und Sackhuepfen. Die olympischen Spiele waren fuer mich eine besondere Erfahrung, da ich fuer die Kinder nicht der Lehrer war und somit ein viel engere Beziehung zu ihnen hatte. Es hat mir viel Freude gemacht Fotos zu schiessen und die Kinder zu betreuen.
Unmittelbar nach den Olympischen Spielen war es auch schon Zeit fuer das sog. Midyear Camp. Dies fand in Mysore, auf dem Infosys-Gelaende statt. Am vierzehnten Dezember nahm ich einen Nachtzug von Dharwad nach Mysore. Die gesamte Zugfahrt dauerte ueber zehn Stunden fuer ca. 490km. Das Infosys-Gelaende, wovon es in ganz Indien drei Stueck gibt, wobei unseres aber der groesste Campus in ganz Asien ist, umfasst ungefaehr 135 Hektar. Das Gebiet hat ein eigenes Kino, ein riesigen Sportcampus, viele Restaurants und eine riesige Wohnflaeche. Die Zimmer waren im Gegensatz zu unserer Schlammhuette ein echter Luxus, da wir ein weiches Bett, ein tolles steinernes Badezimmer und einen Fernseher hatten. Und es war sauber! Es war schoen all die anderen Freiwilligen wieder zusehen und sich ueber die bisherigen Erlebnisse auszutauschen. Die letzten zwei Tage verbrachten wir in einem Nationalpark, wo wir Tiger, Baeren und anderes Getier sahen.
Und nun ist auch schon Weihnachten! Den Heiligabend verbrachte ich mit allen anderen Freiwilligen und der Gruenderfamilie, die am selben Tag aus Kanada angekommen waren. Wir haben ein tolles Festessen veranstaltet und haben unter den Sternen am Lagerfeuer Gitarre gespielt, gesungen und gegessen. Es ist ein anderes Weihnachten, so viel ist sicher! Aber es ist schoen.

Frohe Weihnachten! An all meine Freunde daheim, an meine Familie (die sich heute mal weihnachtlich zusammensetzt und gemeinsam feiert) und an all die anderen die meinen Blog verfolgen. Ich hoffe ihr habt besinnliche Festtage und geniesst die gewohnt ruhige und romantische Atmosphaere! Ich bin in Gedanken bei euch.

Silvester werde ich auch in der Schule feiern und mir einige von den fast lebensgefaehrlichen Knallern besorgen. Die Coldseason ist bald vorbei und die taegliche Temperatur liegt bei ueber 35 Grad. Man muss mehrmals am Tag sagen, dass Weihnachten ist. Ansonsten glaubt man das nicht.

Viele liebe Gruesse!

Julius

Samstag, 10. Dezember 2011

Der naechste Eintrag folgt bald!

Hey Leute,
Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe. Da aber leider mein Computer nicht mehr funktioniert, ist die Zeit des Schreibens etwas ausgefallen.
Der naechste Eintrag ist schon fast fertig!! Ich muss ihn nur irgendwie von meinem zerstoerten Windows bekommen.

Alles liebe und bis bald!

Julius