Dienstag, 6. September 2011

Zeit der Eingewöhnung und die Feiertage des Ganesh

Jeder Tag ist grün und grau. Grün der Regenwald, grau der Himmel. Grau-grün trifft die Beschreibung eigentlich schon ziemlich genau. Zurzeit herrscht hier die intensivste Monsunzeit. Es ist verhältnismäßig kühl und jeder Tag wird vom platschen der Regentropfen, die vom Rand des Daches fallen, begleitet. Manchmal wird es auch im Haus nass, immer dann, wenn die Affen über das Dach preschen und dabei die Dachplatten verschieben. Der Boden ist überall glatt und matschig und letzteres ist ein nerviges Problem. Wer weiße Sachen zur Monsunzeit mitnimmt, muss damit rechnen, dass diese niemals mehr richtig sauber werden. Der Matsch ist widerspenstig und ist überall. Die Füße sind stets voll davon. Zum Glück trocknet er, im Gegensatz zu allem anderen, sehr schnell. Die Luft ist sehr feucht und alles ist klamm. Man muss alle Kleidungsstücke öfters tragen und Dinge wie Rucksäcke oder ähnliches überprüfen, dass diese nicht anfangen zu schimmeln. Man hängt alles am besten an einem Nagel auf, damit so wenig wie möglich Kontakt zu feuchten Boden hat. In der Monsunzeit entwickeln sich die Moskitos prächtig und man muss sich an das ständige Juckgefühl (besonders an den Füßen) einfach gewöhnen. Ebenso kann es vorkommen, dass man des Nachts von Fröschen oder anderem Getier an seiner Schlafstätte besucht wird. An diesem Punkt angekommen, muss ich meine Liebe zu meinem Moskitonetz kundtun, welches mir einen ungestörten Schlaf beschert, der mir sehr am Herzen liegt. Wie ihr seht, bin ich auf gutem Wege mich hier einzugewöhnen….
Die Tage scheinen so langsam immer schneller zu verstreichen. Ich sitze nun in meinem Zimmer auf der Chetai (einem geflochtenen, robusten Teppich, der an eine Strandmatte erinnert) und schreibe diesen Eintrag vor, da wir seit Tagen kein Internet mehr haben. Heute haben wir den 02-09-2011, um hier mal ein Datum einzubringen. Ich glaube, dass ich mich so langsam in den Alltag einfinde. Morgens wird zu unterschiedlich Zeiten in der Woche aufgestanden. Wenn ich mit „Plate Check“ an der Reihe bin, geht der Tag für mich um 7:45 Uhr los. Morgens beim sog. „Plate Check“ werden die Kinder beim Händewaschen beaufsichtigt und nach dem Essen werden die Teller auf ihre Sauberkeit überprüft, da jedes Kind seinen benutzten Teller nach dem Essen selber waschen muss. Ansonsten wird erst zum Meeting aufgestanden, das zwischen 8:30 Uhr und 8:45 stattfindet. Momentan ist Jay (unsere Projektleiterin) für zweieinhalb Wochen in Frankreich, was bedeutet, dass das Meeting ausfällt und ich genüsslich bis 9:30 Uhr schlafen kann. Morgens lege ich meistens ein zweites Frühstück ein, mit Nutella, Honig, Erdnussbutter und Toast. Trotz dieser Mahlzeit passt die engste Lasche meines Gürtels nicht mehr richtig, was allerdings nicht weiter besorgniserregend ist, da die vorletzte Lasche meines Gürtels auch in Deutschland nie richtig gepasst hat. Das Essen hier war anfangs etwas gewöhnungsbedürftigt, da es zu jeder Mahlzeit Reis und eine gewisse Schärfe gab. Dennoch habe ich mich soweit an das Essen gewöhnt und es wird auch ständig von Seiten der Schule, mit ihren beschränkten Möglichkeiten, versucht, mit so viel Abwechslung wie möglich zu kochen. Soweit geht es mir also gesundheitlich gut. Nach dem Frühstück geht die „Extraclass“ los. „Extraclass“ bedeutet, dass dort die schwachen Schüler Nachhilfe bekommen. In einer solchen Klasse sind maximal drei Schüler, was gewährleistet, dass man sich intensiv um diese Schüler kümmern kann. Die Extraclass beginnt um 10:30 Uhr.
Vorher haben die Kinder noch Musikunterricht, für den sie teilweise schon um 4:30am aufstehen müssen. Die Klassen die ich dann am Tag selbst unterrichte sind zu unterschiedlichen Zeiten. Die späteste Klasse habe ich freitags um 16:00 Uhr. Eine Schulstunde dauert hier vierzig Minuten. Später bin ich dann noch in der „Bücherei“, einem zweiräumigen Haus mit zwei Bücherregalen und einer Spielzeugkiste, wobei letztere von den Kindern begehrter ist. Nach einer guten Stunde habe ich dann meistens nur noch den Plate Check gegen 19:30 Uhr zu erledigen. Ich habe nicht immer die dritte und fünfte Klasse an einem Tag zu unterrichten, was bedeutet, dass ich zwischen den Stunden relativ viel Freizeit habe. Zudem muss man den Mittwoch und Sonntag aus dem alltäglichen Ablauf herausnehmen, da der Mittwoch mein wöchentlicher freier Tag ist und der Sonntag für Lehrer generell überwiegend frei ist.
Gestern und Vorgestern hatte ich frei, da das Ganesh Fest stattfand. Ganesh ist in Indien einer der „prominentesten“ Götter. Er sieht aus, wie eine Mischung aus Elefant und Frau. Gestern war der Beginn des Festes, was sich über mehrere Tage hinzieht. Morgens hatten wir ein kleines Fest in der Schule. Zu Beginn werden die Götter Statuen von der Werkstatt, wo sie gefertigt werden, abgeholt. Das scheint eine gewisse Tradition zu sein. Zwei Tage vor dem Start des Festes richteten Schüler in einem Klassenraum alles für die Statue her. Es wurde alles sehr pompös geschmückt und verziert. Beim Abholen der Statue bildeten alle Beteiligten eine Art Marsch, der mit Trommeln begleitet wurde. Es wurde getanzt und gesungen und die gesamte Zeremonie dauerte ca. zweieinhalb bis drei Stunden. Die Statue in der Schule war recht klein. Ich hatte gehört, dass es in den großen Städten noch bombastischere Zeremonien geben solle und da ich eh noch ein paar Lebensmittel kaufen wollte, bin ich alleine nach Dharwad gefahren. In DharwadNutella zu kaufen gab, war das einzige was mich im Nachhinein gestört hat.
Bald habe ich Geburtstag. Ich freue mich schon auf die Atmosphäre hier….

Bis bald !

Julius

PS: Endlich wieder Internet !! Es hat sich in der Zwischenzeit wieder Einiges ereignet. Der nächste Eintrag ist in Arbeit.

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