Montag, 22. August 2011

Endlich da ! Mein Projekt.


Nun habe ich endlich Zeit meinen nächsten Eintrag zu schreiben. Nachdem Paul und ich als Letzte das Arrival Camp verlassen hatten, verbrachten wir noch einen Tag in Bangalore. Dort fuhren wir per Taxi zum Flughafen um Paul’s Entschädigung abzuholen. Den Rest des Tages verbrachten wir im Office des ICDE. Dort trafen wir auch eine andere Freiwillige aus Deutschland, die bereits ein halbes Jahr in Indien ist. Abends fuhren wir schließlich mit dem Taxi zum Busbahnhof, wo wir um 10pm den Nachtbus nach Dharwad nahmen.

Die Fahrt ging schnell von statten, obwohl ich kaum geschlafen habe. Morgens um sechs erreichten wir Dharwad, per Taxi ging es dann weiter nach Kalkeri, wo mein Projekt, die Musikschule „Kalkeri Sangeet Vidyalaya“, liegt. Auf der Fahrt bestaunten wir die wunderschöne Landschaft. Wir fuhren an Reisfeldern und Seen vorbei und trafen kaum Menschen. Kalkeri ist ein kleines Dorf, welches am Rande eines Regenwaldgebietes liegt. Es ist kaum entwickelt und der Großteil der Häuser sind Bauernhäuser. Die Musikschule liegt etwas abgelegen. Die Lebensumstände hier kann man wirklich in den Bereich „Rural Life“ einordnen. Die Häuser bestehen aus Lehm und es gibt kaum Strom und kein fließend Wasser. Wenn man sich entschließt hier zu leben, muss man bereit sein ein Jahr auf so gut wie alles zu verzichten bzw. sich in seinen Gewohnheiten stark einzuschränken. Als Paul und ich ankommen, regnet es stark. Dennoch begrüßen uns alle Kinder begeistert und wollen direkt wissen wer wir sind und wo wir herkommen. Man hilft uns die Sachen bergauf zum „Volunteershaus“ zu tragen und zeigt uns unsere Unterkunft. Neben uns Zwei, gibt es hier noch weitere Freiwillige. Zur Zeit leben in dem Volunteerhaus, mit uns, vier Französinnen, eine Kanadierin und Frederik aus Hannover. Teils sind es Englischlehrer wie ich oder es sind sog. „Childrens Warden“, die die Kinder hier im Internat betreuen. Den Rest des Tages über treffen wir ein paar Festangestellte des Internats und bekommen unseren Arbeitsplan. Die erste Nacht war etwas unbequem, dafür war die zweite umso besser.
Am Tag nach unserer Ankunft fuhren wir nach Dharwad, um eine Sim-Card zu besorgen. Um in Indien eine normale Sim-Card zu kaufen, benötigt man Dinge wie die Kopie des Reisepasses und ein Passfoto in einer bestimmten Größe u.v.m., ebenso ein bisschen Glück. Dieser ganze Kram wird seit den Anschlägen in Mumbai verlangt, bei denen die Bomben per Handy gezündet worden waren. Paul konnte seine Sim-Card kaufen. Ich hatte jedoch den falschen Bediensteten gewählt, der mich wegen eines angeblich zu großen Fotos abwies. Als ich später mit neuen Passfotos zurück kam, meinte dieser, alle Sim-Cards seien für heute verkauft. Dabei entdeckte ich, dass ein Kunde vor mir ein mindestens genauso großes Passfoto hatte wie ich anfangs. Jedoch wurde demjenigen eine Sim-Card verkauft. Naja … in diesem Fall muss man sich einfach seinen Teil denken, denn eine Diskussion mit einem Beamten hier anzufangen hat keinen Zweck! Am Mittwoch werde ich mit Paul noch mal nach Dharwad fahren und mir eine Sim-Card besorgen. Außerdem wollen wir uns Stoffe kaufen, um uns Shirts und Hosen nach Maß schneidern zu lassen. Am Tag selbst kauften wir nur noch europäische Lebensmittel wie Nutella etc., da wir beide etwas unter Magen-Darm Problemen leiden, was aber am Anfang völlig normal ist. Man muss sich in Indien nach und nach an das Essen gewöhnen. Neben Lebensmittel habe ich mir zusätzlich ein neues Handy gekauft, da ich irgendwie das Gefühl habe, dass mein altes Handy mit der Voltzahl hier nicht kompatibel ist.

Dass ich noch keine Sim-Card habe macht mich etwas traurig, denn seitdem ich in Indien angekommen bin habe ich noch kein einziges Mal mit meiner Familie telefonieren können. Wenn man so weit von zu Hause entfernt ist und sich in einer so gänzlich anderen Kultur befindet, freut man sich auf etwas, dass einem sehr nahe steht und einem vertraut ist. Aber ich habe auch tolle Neuigkeiten: Morgen werde ich zum ersten Mal vor der Klasse stehen. Ich bin mal gespannt wie es werden wird… Außerdem habe ich von Jay (meiner Projektleiterin) erfahren, dass es in Hampi ein Boulderparadies geben soll, welches mit dem Zug drei Stunden von hier entfernt ist. Da Paul sich sehr für das Sportklettern interessiert, ist es gut möglich, dass wir mal in Hampi vorbeischauen werden.
Soweit fühle ich mich hier in Kalkeri wohl. Dennoch sehne ich mich im Moment sehr danach mit meinen Eltern und meinem Bruder zu sprechen. Ich habe zwar hier nicht das Gefühl alleine zu sein, aber ich habe einfach das Bedürfnis die Familie in meine Erlebnisse mit einzuschließen.

Auf, dass ich bald im Besitz einer Sim-Card sein werde, die auch rasch aktiviert wird!!

Julius

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